Der frühere Bauleiter Mathias Thoß hat sich nach der Pleite seiner Firma selbstständig gemacht.

Mathias Thoß ist schwer zu fassen. Wenn man ihn einmal am Telefon erreicht, ist er meistens unterwegs von einer Baustelle zur anderen. Seine Sächsische Wasserbau- und Umwelttechnik Dresden (SWU) in der Marie-Wittich-Straße ist oft an fünf bis sechs Vorhaben gleichzeitig beteiligt. Kanäle und Rohrleitungen, Straßen und Wege, Erschließung von Wohngebieten gehören zu ihrem Geschäft.

Erst seit dem Jahr 2007 ist Mathias Thoß selber Chef. Vorher war er als Bauleiter angestellt bei der Sächsischen Wasserbau- und Umwelttechnik GmbH, abgekürzt ebenfalls SWU. Aber die ging Mitte 2007 Konkurs. „Wir wurden um 14 Uhr ins Büro gerufen. Da wurde uns mitgeteilt, dass die Firma am Vormittag Insolvenz angemeldet hatte. Das war es dann“, erinnert sich Thoß. Eine Woche lang sei er niedergeschlagen gewesen. „Dann habe ich überlegt, dass ich mich selbstständig mache.“

So wurde der 57-Jährige zum letzten Erben eines richtig renommierten DDR-Unternehmens, dem Spezialbau-Kombinat Talsperrenbau. Alles, was an und rings um Talsperren zu bauen war, lag in der Hand dieser Firma. Rund tausend Mitarbeiter hatte das Kombinat. Nach dem Ende der DDR wurde der Kern der Talsperrenbauer von einem Münchner Unternehmer als SWU übernommen, die zuletzt etwa 50 Mitarbeiter hatte.

Mit dem Aufbau seiner eigenen Firma musste sich Thoß erheblich strecken. „Ich wurde ins Wasser geworfen“, erzählt er und denkt an all die Dinge, die er vorher nicht gelernt hatte: von der Buchhaltung bis zur Personalführung. Kredite seien kein Problem gewesen. Er habe auch einen Teil der Geräte aus der Insolvenz kaufen können.

Aufträge auch von der Stadt

Am schwierigsten sei die Lage seiner Firma im vorigen Jahr gewesen. Es habe zwar genügend Aufträge gegeben, aber die Zahlungseingänge seien nur schleppend gekommen. So habe er manche Durststrecke überstehen müssen.

Jetzt läuft das Geschäft wieder gut. Zahlen will Thoß nicht nennen. Aber er konnte die Kontakte mit vielen kommunalen Auftraggebern retten. Die Stadtentwässerung, das Umwelt- und das Straßenbauamt gehören etwa zu seinen fast schon regelmäßigen Kunden.

Aber auch für die Immobiliengruppe VVK ist er tätig. Für sie erledigt er gerade einige Arbeiten auf dem Areal von Schloss Wachwitz. Auf dem Parkgelände richten seine Leute den Eingangsbereich zu dem Neubau Haus 3 her. Außerdem sind dort Wege zu befestigen.

Unmittelbar nebenan hat die SWU für das Umweltamt den Schumanngraben zu sanieren. Der ist abgeflacht und an den Rändern ausgewaschen, sodass er oft überfließt. Jetzt wird er vertieft und dann befestigt. Weitere aktuelle Aufträge gibt es in Merbitz und Nickern.

Mit acht Mitarbeitern kommt Thoß jetzt aus. Nein, größer wolle er nicht werden. Er müsse sich jetzt schon regelmäßig mit dem Rennrad fit halten.

Stefan Rössel